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AMPO-Rundbrief Oktober 2008 – aktuelle Nachrichten von Katrin Rohde aus Burkina Faso –

Liebe Freunde der Waisenkinder in Burkina Faso,
seien Sie herzlich gegrüßt! Dieser Sommer war sehr lang, ich habe Sie alle schon ordentlich vermisst.
Hier nun unser Herbstbericht aus Ouagadougou:

alte-frau-mit-kindSeit 30 Jahren hat es nicht so geregnet wie diesen Sommer in unserer Regenzeit knapp südlich der Sahara. Wir haben eine wunderbare Ernte, die wir gerade einfahren. Mais, Hirse und Erdnuss sind wohl gelungen, das konnten wir etliche Jahre lang nicht sagen. Es ist auch gerade jetzt besonders wichtig, denn die Bevölkerung kann sich aufgrund der allgemeinen weltweiten Teuerungen kaum noch halten. Was in Europa den Menschen an Teuerungen zu schaffen macht ist hier gleichsam das Ende der Existenz, so dicht lebt man hier in der Stadt oft an der Armutsgrenze. Der Preis eines Sackes Reis hat sich seit dem letzten Jahr verdreifacht! Viele Menschen können sich knapp noch ernähren, aber Medikamente zahlen oder die Kinder zur Schule schicken, das schaffen sie nicht mehr. Und gerade das ist doch so wichtig!


Wie anders wollen wir dieses Land und ganz Afrika entwickeln, wenn nicht durch Wissen, Lernen und Aufklärung! Da kommt es natürlich gerade recht, dass die AMPO-Kinder soviel Geld verdient haben. Durch den Verkauf ihres selbstgeschriebenen Buches im Versandhaus Jako-o haben sie viel Geld zur Seite legen können. Das haben sie nun gespendet, für den Schulbesuch von über 600 externen, armen Kindern für drei Jahre. Diese Aktion verlangt eine gute Organisation. Schon seit Juni kommen Eltern oder Verwandte und melden Kinder für diese Schulfinanzierung bei uns an. Geburtsurkunde, letztes Zeugnis und die Kostenliste der jeweiligen Schule müssen beigebracht werden, alles wird überprüft, Nummern werden vergeben, und dann wird der Tag der Geldausgabe bestimmt.

Von diesem Tag stammt das Foto hier links: Die alte Frau ist über 90, ihr Urenkelkind 9 Jahre alt. Schon seit ihrer Geburt lebt Asseta mit ihrer Großmutter – wovon, das weiß so recht keiner, mehr oder weniger von der Barmherzigkeit der Nachbarn, nehme ich an. Es gibt nur wenige andere Verwandten, und auch diese sind bitterarm. Trotzdem sind Großmutter und Enkelkind voller Lebensfreude und lustiger Gedanken, wie man gut auf dem Foto sieht. Ich sagte ich wolle sie besuchen, und sehen wie sie lebten, wo das wohl sei? Die Großmutter brach in Lachen aus und sagte zu mir: „Ja, komm nur, alle in unserem Stadtviertel kennen uns, wir leben in einem Haus ohne Wände!“ Das stimmte, ich konnte mich davon überzeugen. Zuerst wollte ich das Kind gleich zu mir nehmen, aber es war klar: die Großmutter würde diesen Tag kaum überleben, so sehr liebt sie ihr Enkelkind. So beschlossen wir, ihnen monatlich einen Eimer Mais zu schenken, das Kind einzukleiden und im Krankheitsfalle in unserer Krankenstation zu behandeln, und natürlich: Nun geht Asseta zur Schule! Ist sie nicht hübsch? Ein sehr intelligentes Mädchen ist sie noch dazu.

Bei AMPO selbst sieht es gut aus, zwölf Kinder gehen ab und bekommen alle draußen noch ein Jahr zur „Perfektion“ dazu geschenkt, ob sie nun Schneiderin oder Buchhalter sind oder im Luxushotel „Lybia“ (es gehört Gaddafi) ein Jahr eine Servierlehre machen oder noch ein Jahr Schule dazu geschenkt bekommen, auf alle wird immer ein Auge gehabt. Drei unserer Großen beginnen nun an der Universität zu studieren. 16 neue Kinder sind gekommen. Die meisten sind noch klein und werden in die ersten drei Klassen eingeschult, wir freuen uns schon täglich an ihnen! Nun heißt es Schulranzen verteilen, Schuluniformen anpassen, Schulwege zehnmal mit ihnen gehen, damit ihnen bei diesem schrecklichen chaotischen Verkehr hier nichts geschieht. Im allgemeinen haben sich die Noten vom letzten Jahr bis heute sehr gebessert. 12 kleinen Jungs versprach ich im Frühjahr ein halbes Huhn im Falle dass sie ihre Durchschnittsnote um einen Punkt verbessern. 7 von ihnen verspeisen das ihre noch in dieser Woche bei mir zuhause – das ist sowieso das allergrößte für sie alle, bei mir zuhause eingeladen zu sein! Die Kinder bringen uns viel Freude, aber seit gestern schlafe ich nicht mehr weil unser Eric weggelaufen ist, völlig unerwartet, er ist erst 12 Jahre alt und schon seit 2 Jahren bei uns. Wir haben ihn mit allen Großen in der ganzen Stadt gesucht, morgen gehen wir zur Polizei. Bislang haben sich solche Fälle nach spätestens 3-4 Tagen immer in Wohlgefallen aufgelöst. Das hoffen wir diesmal auch.

Die beiden Mädchenhäuser MIA und ALMA sind auch sehr erfolgreich, denn 9 Mädchen werden gerade nach fertiger Lehre entlassen, samt einer Nähmaschine und einem Fahrrad und genügend Kleingeld, um sich zumindest zuhause ein kleines Nähatelier einzurichten. Da alle HIV-positiven Mütter ihre Medikamente von AMPO umsonst bekommen geht es ihnen im Durchschnitt doch recht gut, einigen sogar sehr gut. Dennoch mussten wir zwei von den jungen Müttern in diesem Jahr begraben. Die Kinder verbleiben bei uns, gemeinsam mit den anderen, in der Kinderkrippe. Gott sei Dank konnten wir alle schwangeren positiven Mädchen aidsgerecht entbinden lassen, sodass wir kein einziges positives Kind bei uns haben. Das ist doch eine wunderbare Nachricht.

Dieses Jahr haben wir Glück gehabt, die Telefongesellschaft CELTEL schenkte dem Haus MIA 20 000 Dollar. Es ist das erste Mal, dass uns jemand aus diesem Lande unterstützt. Ein Teil davon geht in dringende Reparaturen, aber immerhin kann das Projekt, 30 interne Mädchen und 17 Babies und Kleinkinder, plus 28 externe Mädchen (die HIV positiv sind), gute vier Monate davon leben.

Glück haben in diesem Jahr auch unsere vielen Behinderten: der Vorsitzende des Sahel e.V., Gerolf Wolpmann aus Bremen, startete eine Aktion auf eigene Faust: er fertigte einen Flyer und gab Auskunft über die Kosten eines Rollstuhles aus unserer AMPO-Werkstatt hier in Ouagadougou – mit großem Erfolg, denn 100 Rollstühle werden gerade hergestellt ! Gesammelt wurde deutschlandweit, zum Teil haben ganze Schulklassen zusammengelegt, und so sind auch die meisten Rollstühle für Kinder. Sie bekommen sie geschenkt, gleichzeitig mit dem ersten Schulgeld, denn man kann ja vielleicht keine Beine haben, aber trotzdem gut Gripps im Kopf, und das ist das was zählt! Wir danken Gerolf Wolpmann für diese wunderbare Idee. Natürlich ist diese Aktion noch nicht zu ende, Sie sind gerne eingeladen den einen oder anderen Rollstuhl herstellen zu lassen, der kostet nicht mehr als 140.- Euro, und da ist das Schulgeld schon drin. Gerne dürfen Sie auch noch an anderer Stelle Geld ausgeben: unser Kalender 2009 ist fertig! Ich selbst wohne ja ein bisschen weit fort und bekomme ihn erst Mitte Oktober zu sehen, auf einer kleinen herbstlichen Deutschlandtour. Ich habe gehört er soll wieder sehr gelungen sein. Bitte denken Sie beim bestellen daran, dass er sich auch sehr gut als Geschenk für nette Freunde eignet und Weihnachten ist ja nicht mehr weit. Bestellen Sie möglichst bald, letztes Jahr war er schnell ausverkauft.

Bitte denken Sie an die vielen Kranken, die sich nicht mehr zu helfen wissen. Viele stehen vor unserem großen AMPO-Tor, und vielen können wir helfen weil Sie, ja, ich meine Sie selbst, uns so freundlich spenden. Als alte AMPO-Spender und Freunde kennen Sie meine Meinung seit vielen Jahren: wir teilen alles was wir haben – was wir nicht haben können wir auch nicht geben. Helfen Sie uns weiterhin gut zu teilen und zu verteilen dort wo es am nötigsten ist. Jedes Jahr wieder beweisen Sie mir, was für ein klares Gewissen und gutes Herz Sie haben, und welchen praktischen Sinn für Gerechtigkeit. Seien Sie bedankt dafür.

Allen freiwilligen Helfern, allen Freundeskreisen und Menschen mit guten Gedanken an uns wünsche ich einen feinen Herbst, gute Gesundheit und ein fröhliches Herz!

Ihre Katrin Rohde aus Ouagadougou

PS: Bei Drucklegung ist Eric wieder aufgetaucht!

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