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AMPO – Rundbrief Sommer 2017

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Liebe Freunde unserer Waisenkinder und unserer vielfältigen Einrichtungen in Ouagadougou,

wieder einmal freue ich mich, Ihnen über uns hier im tiefen Süden zu berichten. Hoffentlich geht es Ihnen und Ihren Familien so gut wie uns zurzeit. Hier regnet es nun fast täglich und anders als in Europa ist dies hier, nach 9 Monaten Hitze und Trockenheit, ein Anlass zu großer Freude.

So plötzlich grünt alles, die Hirse wächst so schnell, man kann direkt zugucken! Am Ende ist sie bis zu drei Meter hoch. Viele Wege sind unbefahrbar. Selbst mit dem Moped kann man nun kaum noch einen Weg in abgelegene Dörfer finden. Unser Cinémobil, das sonst bis zu 150 km entfernt auf den Dörfern Aufklärung betreibt, muss jetzt zuhause bleiben. Die Besatzung dieses voll ausgerüsteten Autos mit Vierradantrieb hat jedoch auch in der Hauptstadt genug zu tun. Vor allem in den Vororten wohnen viele junge Mütter, viele von ihnen Analphabetinnen. Sie brauchen jede Menge Informationen zu Kinderkrankheiten, Frauenrecht, Beschneidung und Hygiene. Immer wieder finden wir dort unterernährte Babys und Kleinkinder, die wir natürlich in unser Ernährungsprogramm aufnehmen.

Dieses Jahr sind die Moskitos besonders groß, schwarz (wie alle schaudernd erklären!) und gefährlich! Unsere Krankenstation ist überfüllt mit Malariakranken. Eine einfache Malariabehandlung kostet ab ca. 1.50 Euro, leider haben wir hier meistens eine Falciparum, und da wird es dann schon teurer. Ein guter Grund für Sie an unsere Krankenstation zu spenden!

Gestern Mittag saß eine Frau vor meiner Tür, weinend, sie hatte zwei Stunden dort auf mich gewartet. Ihr Mann hat sie mit drei Kindern verlassen. Sie schlägt sich als Wäscherin durch und findet oft nicht genug zu essen für ihre Kinder – und natürlich sich selbst, denn sie muss ja bei Kräften bleiben und alle durchbringen. Nun ging es gar nicht mehr: Sie konnte drei Monatsmieten nicht bezahlen und ihr Vermieter will sie vor die Tür setzen. Dazu noch zitterte sie, denn gestern hatten wir schwere Regen und sie musste auf dem Weg nachhause ihr kaputtes Fahrrad schieben und wurde völlig durchnässt. Sie ist also auch noch krank. Zurück in ihr Dorf kann sie nicht, denn ihre Mutter starb und ihr Vater hat neu geheiratet. Die neue Frau will die Tochter aus erster Ehe nicht sehen. Ach ja, weswegen ich darauf komme: Alle drei Kinder haben Malaria. Am liebsten hätte ich mitgeweint. Dies aber nützt ja nun gar nichts. Jahrelang habe ich geübt, dies in solchen Fällen nicht zu tun! Ich brachte sie also zu ihr nachhause, überprüfte ob ihre Geschichte stimmt, zahlte die ausstehende Miete, gab ihr Essensgeld übers Wochenende und bestellte sie zu Montags früh ein. Sie kann dann in unserem Projekt P.P.Filles einen Mikrokredit bekommen, kann ein kleines Geschäft beginnen und ihre Kinder ernähren und zur Schule schicken.
Soviel kann ein wenig Geld bewirken – IHR Geld, liebe Spender! Wenige im reichen Europa können sich vorstellen, was es heißt, in die Gesichter seiner Kinder zu schauen und ihnen sagen zu müssen: Heute haben wir nichts zu essen. Schließen Sie mal kurz die Augen und stellen Sie sich die Gesichter Ihrer Kinder dabei vor und wie Sie selbst sich fühlen würden. Und selbst wenn ich als Mutter heute etwas kochen kann, ist es unsicher ob ich morgen etwas finde. Überleben von einem Tag auf den anderen! In diesem Fall konnten wir helfen, aber wie viele andere Frauen gibt es, die den Weg zu uns nicht finden …

In AMPO selbst sind die Kinder in den Waisenhäusern gerade vollauf mit ihrem Ferienprogramm beschäftigt. Wie jedes Jahr bieten wir Tanz an, Malen, Zirkus, Kochen und Slam, das große Hobby unserer Kinder. Viele von ihnen kommen aus solchen Hütten, in denen es oft nichts zu essen gab – Sie können sich also vorstellen, dass die Grundstimmung immer fröhlich ist in den Waisenhäusern, denn wenn die Kinder morgens um 6.30 Uhr zur Schule gehen, schlendern sie kurz in der Küche vorbei: Was gibts denn heute Mittag? Alle unsere Köchinnen freuen sich, für ein so dankbares Publikum zu kochen und geben ihr Bestes: Reis mit Tomatensoße, Maisbrei mit Blättersoße, Fisch mit Reis, Spaghetti, ja, ein Leben im Schlaraffenland. Und jeden Mittag strahlende Gesichter als Dank!

Auch hatten wir großes Glück: ein österreichischer Freund mit Interesse an Musik, sandte uns ein Budget für ein ganzes neues Orchester, traditionell ausgerüstet mit Djembés, Doom-Doom, Balafon und Lunga. Dies Lunga ist eine Trommel die spricht. Sie kann ganze Namen hersagen, durch Quetschen des Klangkörpers unter dem Arm. Sie sagt unter anderem den Namen des nächsten Vortänzers an. Klug, nicht wahr?
Unsere Kinder posierten für das Dankfoto wie immer vergnügt, danach aber ging es echt los! Jeder schnappte sich ein Instrument, stürzte damit über den Hof und spielte so laut wie möglich. Selbst die Buchhalter kamen nachschauen, was das wohl für eine Kakophonie war! Dies wird sich nun ändern, denn während unserer Ferienkolonie werden alle, Jungs wie Mädchen, richtigen Unterricht bekommen. Sie, liebe Freunde, sind herzlich eingeladen zu unserem ersten richtigen Konzert, spätestens im November zum „Tag der offenen Tür“! Bis dahin sind wir Profis.

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