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Timos Rundbrief: Jeden Monat wollte ich Euch schreiben

Von Timo Nadolny
08.02.2009

Jeden Monat wollte ich Euch schreiben… Ich dachte, das sei kein Problem, schließlich habe ich in meiner Zivizeit fast wöchentlich Bericht geliefert. Wie es sich zeigt, wird es diesmal schwieriger. Das liegt unter anderem sicher daran, dass mir viele Dinge, die mich in meiner Zivizeit fasziniert, verwundert, geärgert, bewegt oder erfreut haben, dies zwar noch immer tun, mittlerweile aber zum Alltag gehören. Ich bin tief eingetaucht in meinen alltäglichen, aber verrückten afrikanischen Arbeitsalltag. Nun habe ich mir aber die Zeit und die Muße genommen um Euch endlich mal wieder ein wenig zu berichten. Dabei werde ich versuchen eine kleine Auswahl zu treffen, die mein Leben bei AMPO möglichst gut skizziert. Vollständig über mein Leben hier zu berichten ist völlig unmöglich!

Ok los geht es: Ich arbeite meist mehr als 80 h die Woche. Hinzu kommt, dass ich eben kein Zivi mehr bin. Ich habe weit mehr Verantwortung als früher. Darüber möchte ich mich nicht beklagen, ganz im Gegenteil! Aber es hat eben auch zur Folge, dass ich mich voll konzentrieren muss. Die Arbeit mit Katrin Rohde, meiner Chefin, klappt sehr sehr gut, jeden Tag besprechen wir die wichtigsten Dinge und auch wenn sie die Chefin ist und weit mehr Verantwortung trägt, so nehme ich doch auch ein wenig Einfluss auf Entscheidungen, die für die Menschen die sie betreffen einen großen Einfluss haben. Wer bekommt Schulgeld, wer eine Operation bezahlt usw.

Wir helfen vielen Menschen, aber man kann eben nicht die ganze Welt retten. Dieser Lernprozess ist hart. Glücklicherweise entscheide ich das nicht, aber mitbekommen tue ich es allemal. Was die Verantwortung betrifft, so habe ich zum Beispiel einen Dienstwagen (einen tollen kleinen roten Flitzer), kann anderen Kollegen Aufgaben geben und habe Schlüsselgewalt. Wenn Katrin nicht bei AMPO ist, kommen automatisch sehr viele Menschen auch zu mir mit ihren Angelegenheiten. Mein Aufgabenfeld ist sehr abwechslungsreich.

Es reicht von der Mitgestaltung der Inneneinrichtung der neuen Rehastation, über neue Speisekarten für unser Lehrrestaurant, Lagerung und Organisation der Containerspenden bis hin zur Spendenvergabe. Darüber hinaus versuche ich zu ordnen was ich kann, Bilder und Filme zu archivieren, Ordner aufzuräumen etc. Natürlich auch der Kontakt zu dem deutschen Verein und den Spendern. Täglich schreibe ich zahlreiche Mails um den Informationsfluss nicht abbrechen zu lassen.

Die häufigen Tagesgäste, aber auch die hier wohnenden Besucher mit ihren Projekten betreue ich, was spannend aber auch anstrengend ist. So sind dann mal zum Beispiel zwei Damen aus Deutschland hier, die mit burkinischen Frauen Seife produzieren. Dann versuche ich so gut wie möglich zu helfen, Fahrer zu organisieren, zu übersetzen etc., während gleichzeitig 5 Leute vor meinem Büro stehen, die auch etwas wollen, bzw. der Computer auf mich wartet. AMPO ist nicht umsonst das Königreich der Armen, daher vergeht kein Tag, an dem man nicht mit Krankheit, Tod oder Armut konfrontiert wird. Auch gibt es immer wieder Mitarbeiter, Nachbarn etc, die in irgendeiner Form Hilfe von mir wollen. Da mir Nein-Sagen noch nie leicht gefallen ist, zehrt das vor allem an mir.

Ich hoffe diese Auflistung lässt kein falsches Bild entstehen: Ich liebe diese Arbeit und ich bereue es kein bisschen, dass ich mein Referndariat verschoben habe! Es gibt wohl kaum einen lustigeren, sinnvolleren und anspruchsvolleren Job, als den ich gerade bei AMPO habe! Alle AMPO-Einrichtungen und vor allem die Kinder sind einfach super! Aber oftmals fehlt mir nicht nur die Zeit, sondern eben auch die Energie meine Erlebnisse hier für Euch in Worte zu fassen. Nach so einem Arbeitstag, voller Sand und Staub kann ich das oftmals einfach nicht mehr. Dann will ich einfach ab durch das verrückte Straßengewirr in mein schmuckes Häuschen, mit meinem kleinen Hündchen spielen und mich in die Hängematte hauen.

Was sich hier alles in mir abspielt kann ich jemanden, der noch nie bei AMPO war, fast nicht erklären. Umso dankbar bin ich, dass meine Freundin ja eine alte AMPO-Kennerin ist, weiß von was ich rede und dass auch meine Familie längst keine AMPO-Neulinge mehr sind. Bitte seid daher ein wenig nachsichtig mit mir, wenn ich mich längere Zeit nicht melde! Ich freu mich immer über Mails und Anrufe aus der Heimat!

So nun verabschiede ich mich, denn sonntags gönne ich mir immer ein paar Stunden um mit den
Jungs zu toben und zu spielen! Das ist ein wahres Lebenselexier!

Bis zum nächsten Mal, alles Liebe
Euer Timo

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