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Wir sind dann mal bei AMPO – Reisetagebuch

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Glücklich angekommen in Ouagadougou!

Babette Otto und Ricarda Walzel-Dittrich aus der Geschäftsstelle des Sahel e.V. berichten über ihre Reise zu AMPO nach Ouagdougou.

Anreisetag (30.10.2016):

Ein Weltensprung. Wir starten frühmorgens in Kiel bei bewölktem Himmel und kühlen 8 Grad. Auf dem Weg zum Hamburger Flughafen fahren wir durch eine herbstlich bunt gefärbte Blätterlandschaft. Viele Stunden später stehen wir in Ouagadougou auf dem Flugplatz und schwitzen bereits kurz nachdem wir das Flugzeug verlassen haben. Meine Kollegin Ricarda war vor fünf Jahren schon einmal in Burkina Faso und konnte sich noch eindrucksvoll an diesen Moment erinnern: nach Stunden im klimatisierten Flugzeug schlägt Dir beim Ausstieg die heiße Luft Afrikas entgegen. Auch für mich ein starker Moment – und plötzlich sind wir in einer komplett anderen Welt …



Tag 1 (31.10.2016, Feiertag in Burkina Faso)

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Babette bewundert den großen Mangobaum auf dem AMPO-Gelände

Nach einem kleinen Frühstück starten wir in den Tag und wundern uns, wie warm es bereits am Morgen ist. Da am heutigen Tag in Burkina Faso Nationalfeiertag ist (man feiert den Aufstand vor zwei Jahren), finden wir AMPO vorerst leer vor. Die Kinder sind für ein verlängertes Wochenende zu ihren Familien gefahren. Dies nutzen wir, um uns zunächst in Ruhe das Gelände von AMPO anzuschauen. Unser Rundgang beginnt in den Verwaltungsbüros, wir treffen den Informatiker, besichtigen das Restaurant und schauen uns die AMPO-Boutique an.

Und endlich nach so vielen Emails, die wir hin und her geschickt haben zwischen Burkina Faso und Deutschland, lernen wir die Sekretärin von AMPO persönlich kennen. Die ehemalige Deutschstudentin Marthe Sanogo ist oft unsere erste Ansprechpartnerin vor Ort: Sie beantwortet und übersetzt zahlreiche Fragen oder Texte, plant und managt Besucheraufenthalte, sorgt dafür, dass die Post der Paten an der richtigen Stelle ankommt. Auch der Einkauf der Waren, die wir in Deutschland anbieten, liegt in Marthes Händen.

Gemeinsam besuchen wir heute einige Kunsthandwerker, um uns über die Herstellung der bekannten Produkte zu informieren und neue interessante Artikel auszuwählen. Wir beginnen in der Boutique von AMPO: Hier treffen wir Evariste, den Schneider, dem man direkt in der Boutique beim Fertigen seiner Taschenmodelle zusehen kann. Einige neue Modelle haben wir entdeckt – lassen Sie sich überraschen!
Neben den Schneidereiartikeln findet man hier auch andere Kunsthandwerke und Schmuck.

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Ricarda bespricht mit Marthe und Evarist neue Taschenmodelle in der AMPO-Boutique
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Der Schneider Evariste bei der Arbeit

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Herstellung der Batikartikel, wie z.B. Batikkarten

Weiter geht es zum Village Artisanal: In diesem Künstlerdorf befinden sich im Rund angeordnet zahlreiche Werkstätten verschiedenster Kunsthandwerkerfamilien. Lange Gänge bieten im vorderen Teil kleine Ausstellungsflächen, während direkt dahinter unter freien Himmel das Kunsthandwerk produziert wird. Wir staunen über viele schöne Produkte, die wir noch nicht kennen und besuchen die Künstlerfamilien, von denen wir bereits regelmäßig Ware bezogen haben. Wir kommen mit ihnen ins Gespräch und erhalten eindrucksvolle Einblicke in die Herstellung von Bronzefiguren oder Batikarbeiten.

Mittlerweile ist es früher Nachmittag und über 30 Grad. Die Hitze macht uns sehr zu schaffen und wir staunen über Marthe, der das alles nichts auszumachen scheint. Unermüdlich verhandelt sie mit den Verkäufern, während es uns schwer fällt, so schnell mitzurechnen. In Deutschland undenkbar, aber hier die übliche Art einzukaufen. Letztendlich ist Marthe mit den erzielten Preisen zufrieden und wir sind glücklich über die erstandenen Produkte, die wir schon bald in unserer Geschäftsstelle präsentieren können.

Nach sechs interessanten aber unglaublich anstrengenden Stunden verlassen wir fast kriechend :o) das Village Artisanal.

In unserem Gästehaus freuen wir uns über die erfrischend kalte Dusche – die übrigens immer kalt ist. Beine hoch und Reisetagebuch geschrieben … doch leider lässt uns das Internet heute im Stich. Ein Upload von Bildern ist nicht möglich und so hoffen wir auf den nächsten Tag.


Tag 2 (1.11.2016 – Feiertag in Burkina Faso)

dsc_0025-webDa uns nun heute Morgen das Internet wieder am Weltgeschehen teilhaben ließ, veröffentlichen wir als erstes das Erlebte vom gestrigen Tag. Frühstück, Sonnencreme, Mückenschutz und auf geht es mit Andrea Reikat zu Tondtenga.

Auf der Fahrt durch die wuselige Stadt, den wilden Verkehr und das bunte Bild der Verkaufsstände an den Straßenrändern, machen wir einen Schlenker durch den Stadtteil „Ouaga 2000“, der ursprünglich anlässlich eines afrikanischen Kongresses gebaut wurde und der zwar bewohnt, aber im Vergleich zum Rest der Stadt irgendwie nicht belebt wird. Man sieht große Villen, Botschaften, Ministerien, Bauruinen, aber keine Straßenhändler und kein buntes Treiben.

Auf den zum Glück leeren Straßen dieses Stadtteils erleben wir vor uns einen Mopedunfall. Ein junger Mann kommt in einer Kurve mit dem Rad zwischen die niedrige Begrenzung, die die Autospur von der Mopedspur abgrenzt, stürzt und schlägt sich den Kopf an den Begrenzungssteinen an. Er fährt ohne Helm – wie im Grunde jeder hier! Er ist benommen und blutet am Kopf. Unser Fahrer eilt zur Hilfe und zwei weitere Männer ebenfalls. Der Mann ist vermutlich nicht lebensgefährlich verletzt, aber hätte mit Helm sicherlich weniger Schäden erlitten. Was hier fehlt, ist Einsicht und Helme, die sowohl hitze- also auch frisurentauglich sind. Ein paar Straßen entfernt fahren wir an einem auf der Kreuzung umgekippten LKW vorbei. Der sehr lange und sehr große Lastwagen war mit zu viel Last beladen und hat die Kurve und deren Straßenunebenheiten nicht verkraftet. Gerade bei den Überlandtransporten passiert das nicht selten.

Jenseits der Asphaltstraßen, weiter weg vom pulsierenden Zentrum der Stadt, werden die Häuser kleiner und kleiner und das Leben einfacher. Wir fahren vorbei an staunenden und winkenden Kindern. Wir zögern zu fotografieren und fragen uns dann aber, wer hier tatsächlich die unglaubliche Begegnung ist: Die Kinder und Menschen am Straßenrand aus unserer Sicht, oder wir weißen Leute mit Fotoapparaten in einem Pickup. Vermutlich sind wir für die Kinder die größere Attraktion…

Wir sehen Esel und Ziegen grasend zwischen den Häusern, Kinder am Brunnen, die Wasser holen und eine Gruppe von Kindern, die sich aus herumliegenden Plastikfolien tolle Drachen gebaut haben – und sie fliegen sogar, denn es geht ein leichter Wind.

Die Straße ist wild und wir hätten ohne den Fahrer den Weg zur Farm NIE gefunden!

Auf Tondtenga angekommen werden wir herzlich begrüßt und bekommen ein Führung über das Farmgelände. Aktuell ist die Farm bis auf die Mitarbeiter und einige Helfer aus dem vergangenen Lehrgang leer. Demnächst werden sich im Rahmen der zweijährigen Ausbildung 60 neue Jugendliche um die Pflanzen und Tiere kümmern.

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Wir sehen die Ställe der Hühner und Enten, die dösenden Schildkröten, den Schweine- und den Karnickelstall und den leeren Kuhstall. Die Kühe sind „unterwegs“ auf den abgeernteten Feldern und fressen genüsslich, was nach der Ernte noch übrig ist.

Wir lernen, dass der Baobab für Feuerholz ungeeignet ist, dafür aber die Blätter auf den Dörfern gern für vitaminhaltige Saucen verwendet werden. Zur Vermarktung der Blätter wächst auf Tondtenga ein Bestand aus ca. 1,50m hohen Baobabs, die auch nicht viel größer werden und deren Blätter gut geerntet werden können.

Geerntet werden auch bald die Papaya, die zahlreich an den Bäumen hängen und heute schon unglaublich lecker aussehen. Jetzt ist die Zeit dafür und unserer Begleiter von der Farm pflücken mit vereinten Kräften ein paar reife Früchte von den ca. 3 m hohen Bäumen.

Wir beenden unseren Rundgang am eindrucksvollen Baobab mitten auf der Farm und machen natürlich auch ein „schau-mal-wie-groß-der-ist“-Foto.

Weil die nun anstehende Fahrt zu Mia-Alma ausschließlich über Land geht, setzen wir uns ganz fröhlich auf die Ladefläche des Pickup. Man kann ja viel besser sehen und fotografieren, so ohne Autodach und Fensterscheiben. Am Ende der Fahrt können wir diese Punkte durchaus unterstreichen, aber der Sand zwischen den Zähnen und der staubige rote Ton in den Haaren lassen das Abenteuer „Ladefläche“ noch eine Weile nachwirken. Spaß gemacht hat es trotzdem!

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Ricarda überreicht dem Direktor des Hauses MIA-ALMA unsere mitgebrachten Geschenke aus Deutschland.

Bei Mia-Alma angekommen, werden wir mit einem fröhlichen Begrüßungslied empfangen und sehr herzlich von Monsieur Nana, dem Leiter des Hauses, begrüßt. Auch hier bekommen wir eine Führung und starten in der Schneiderei. Alle Mädchen begleiten uns und nehmen ihre Plätze ein. Wir machen Fotos, interessieren uns für die Kleidungsstücke, an denen einige beginnen, weiterzuarbeiten. Eines der Mädchen, Mariam, führt seine Deutschkenntnisse vor. Wir sind beeindruckt und erfahren, dass sie ein Jahr vor der Mittleren Reife steht und diese auch gut schaffen wird. Wir drücken ihr die Daumen.

Wir führen unsere Runde fort und dürfen in die Schlafräume der Mädchen schauen. Wir besichtigen die neue Küche, die zur Erleichterung von Monsieur Nana sehr viel größer ist, als die alte. Auch im kleinen Kindergarten des Hauses wird sehr süß gesungen und geschlafen wird, denn es ist bereits Mittag und die allerkleinsten sind müde geworden.

Insgesamt ist das Haus Mia-Alma ein sehr angenehmer Ort. Der ganze Hof ist grün – so grün wie er mit der roten Erde sein kann. Ein großer Teil des Hofes wird von gut gepflegten Beeten eingenommen. An den Mauern blühen Sträucher in knalligem pink und auch der Spielplatz der Kleinen leuchtet bunt. Der fröhliche und lebhafte Eindruck von Mia-Alma, den man schon bei der Ankunft durch seine bunte Mauer gewinnt, setzt sich im Inneren des Hofes fort.

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Die Mittagsmüdigkeit zieht uns wieder in die Stadt zurück und wir legen eine Pause ein.

Ab 16 Uhr ist die Sonne so weit gewandert, dass wir uns wieder auf den Weg machen, um diesmal die SIAO, die große afrikanische Kunsthandwerkermesse zu besuchen. Die SIAO findet alle zwei Jahre in Ouagadougou statt und auch AMPO beteiligt sich mit einem Messestand. Aus unseren Schneidereien werden wunderbare Taschen, Patchworkdecken, Stickereien und Kleider angeboten.

Insgesamt ist die Messe ein richtiges Volksfest. Die ganze Stadt scheint auf den Beinen zu sein und bildet dicht an dicht geschichtete Mopedparkplätze und ewig lange Warteschlangen vor dem Eingang zum Messegelände. Beim Anblick der in besten Kleidern anstehenden Menschenmassen, sind wir heilfroh, dass wir einen Ausstellerausweis haben und an den Wartenden vorbeigehen können – nicht ohne dreimal von der Polizei durchsucht worden zu sein. Sicherheit wird gerade bei diesem Ereignis groß geschrieben.

Wir besuchen als erstes den AMPO-Stand in Halle „rot“. Dann verschaffen wir uns einen Überblick in drei weiteren Hallen. Wir sehen einiges, was wir bereits kennen, einiges, was wir nicht verstehen und einiges, was uns sehr interessiert. Wir haben Glück, dass die für uns interessantesten Artikel tatsächlich von Kunsthandwerkern aus Ouagadougou angeboten werden. Das hat den Vorteil, dass wir im Laufe unseres Aufenthalts noch die ein oder andere Werkstatt besuchen können und es möglich ist, die Artikel auch noch nach der Messe beziehen zu können.

Um die Messehallen herum, tummeln sich viele Menschen. Von der großen Bühne mitten auf dem Gelände tönt laute Musik, die Tanzaufführung ist in vollem Gange. Wir schlängeln uns vorbei Richtung Eingang, der leider kein Ausgang ist. Man weißt uns die Richtung und wir folgen den vielen Menschen, hungrig aber zufrieden mit dem Ergebnis des Messetages. Halb acht ist es bereits stockdunkel. An den Ständen links und rechts des breiten Weges wird gegrillt und gekocht, serviert und gegessen, geplaudert und getrunken. Jeder Stand hat seine eigene Musik – wir sind letztendlich froh, die ruhigeren Bereiche abseits des Trubels und außerhalb des Geländes zu erreichen, finden unseren Fahrer, der schon auf uns wartet und sinken geschafft in die Sitze des Autos…


Tag 3 (2.11.2016)

imag2846-webHeute werden wir etwas früher vom Gästehaus abgeholt, denn heute sind wir um 8 Uhr zur Direktorensitzung eingeladen. Wir müssen zugeben, dass wir wieder nicht ganz so deutsch pünktlich sind, da wir die Zeit am Frühstückstischen neben dem Router jeden Morgen nutzen, um Neuigkeiten von unseren Familien zu erfahren und unser Tagebuch samt Bildern ins Internet zu laden. Das funktioniert morgens immer besser als abends.

Nachdem wir AMPO in den letzten beiden Tagen nur „leer“ erlebt haben, merken wir heute deutlich, dass die Kinder wieder aus dem langen Wochenende zurück sind.

Wir treffen Olivier und Valentin von Tondtenga, Lamsa, den neuen Direktor des Jungenwaisenhauses, Monsieur Nana, den Leiter von Mia-Alma, Madame Ouedraogo von P.P.Filles und Madame Adamou, die Leiterin des Mädchenwaisenhauses. Monsieur Yaméogo, der Leiter der Krankenstation ist nicht dabei, da er noch bis Montag auf Besuch in Europa ist. Wir treffen ihn hier leider nicht mehr.

Während der gemeinsamen Sitzung der Direktoren von AMPO wird aus den einzelnen Einrichtungen berichtet und viel diskutiert. Es werden verschiedene Vorschläge abgewogen, um gemeinsam zu einer passenden Lösung zu gelangen. Wir haben den Eindruck, dass in dieser Runde wirklich gute Entscheidungen getroffen werden – keiner steht allein da – AMPO funktioniert als Team! Letztendlich wird der Eindruck, den wir gewonnen haben, mit der Besichtigung einer jeden Einrichtung sichtbar und bestätigt. Wir freuen uns schon sehr auf den Donnerstagabend, an dem wir gemeinsam mit den Direktoren bei „Mam Dunia“, dem AMPO-Restaurant, essen werden.

imag2850-webIm Anschluss an die Sitzung „schnacken“ wir noch ein bisschen mit Madame Adamou und nutzen die Gelegenheit, bei Ismael Sawadogo in der Buchhaltung und Evariste Pitroipa in der Verwaltung vorbeizuschauen. Ricarda tauscht sich mit Ismael in der Buchhaltung aus und spricht mit Evariste über verschiedene Verwaltungsabläufe, um hier die Kommunikation weiter zu optimieren und Behördengänge zu vereinfachen. Babette arbeitet sich an einem freien Schreibtisch im Verwaltungsbüro ein und sieht so aus, als ob sie dort hingehört und bleiben kann :o)

Dann gibt es Mittagessen in einem kleinen burkinischen Restaurant.

Am Nachmittag … oder wie es hier heißt: am Abend haben wir uns gemeinsam mit Marthe auf den Weg zum Zentralmarkt gemacht. Wieder einmal dieser Wahnsinnsverkehr, der uns immer wieder in Staunen versetzt … obwohl wir manchmal nicht sicher sind, ob wir nicht doch eher entsetzt sind. Man kann es nicht beschönigen: Es stinkt nach Abgasen. Einige tragen Schutzmasken vor Mund und Nase. Kinder jedoch selten. Die Kleinsten werden auch auf dem Moped auf dem Rücken der Mama mitgenommen. Sie sind es gewöhnt und man sieht sie oft schlafend. Ihre kleinen Lungen müssen aber trotzdem mit der ungesunden Luft klarkommen – ganz zu schweigen von dem Krach und von der ständigen Gefahr eines Unfalls.

dsc_0012-webAuf der Fahrt in die Stadt, kommen wir sowohl am Parlament als auch am Hotel Indépendance vorbei, den Gebäuden, die vor zwei Jahren bei dem Volksaufstand abgebrannt wurden. Noch immer liegen mahnend die umgekippten und ausgebrannten Autos vor den Toren. Am Parlamentsgebäude wurden große Plakate mit Fotos von damals angebracht, als Erinnerung an diese Zeit. Gegenüber, an den Verkaufsständen auf der anderen Straßenseite, ist von der damaligen Unruhe nichts zu merken. Hier läuft das Leben ganz wie gewohnt.

Auf dem Markt angekommen, stürzen wir uns ins Gewühl. Vorbei geht es an Taxis, Straßenverkäufern und festen Markständen mit den unterschiedlichsten Angeboten –wir müssen aufpassen, uns nicht zwischen Menschen, Mopeds und Autos zu verlieren. Unser Ziel ist ein Stoffgeschäft. Wir freuen uns über die große Auswahl an herrlich bunten Stoffen. Wir verschaffen uns einen Überblick und suchen schöne Stoffe aus, aus denen wir Sommerröcke zum Verkauf in unserer Geschäftsstelle schneidern lassen wollen.

Wir verlassen das Geschäft mit einem Arm voll Stoffballen und sind schon wieder erstaunt, wie plötzlich es hier dunkel wird.


Tag 4 (3.11.2016)

dsc_0064-2-webdsc_0052-2-web Der Wecker klingelt. Wir stellen fest, dass die Einstellung der Klimaanlage auf 28 Grad nicht den gewünschten Effekt bringt und beschließen die Senkung der Temperatur für die kommende Nacht. Der erste Blick aus dem Fenster lässt uns wieder glauben, dass die Temperatur heute angenehmer wird als am Tag zuvor. Das Licht draußen sieht irgendwie grau aus und bezogen auf unsere Erfahrungen aus Schleswig-Holstein schließen wir: grau = kühl. Fehlanzeige. Schleswig-holsteinische Instinkte funktionieren hier nicht.

Wir starten den Tag in der AMPO-Krankenstation. Leider ist der Leiter selbst, Monsieur Yaméogo, nicht vor Ort. Er ist noch in Europa unterwegs. Während wir tapfer der Hitze trotzen, nimmt er einen Schal mehr gegen die Kälte.

Gemeinsam mit Andrea Reikat besichtigen wir die Krankenstation, die um diese Zeit voll wartender Patienten ist. Auf meine Frage, ob die vielen Patienten alle noch heute an die Reihe kommen, heißt es, dass die Sprechstunde solange dauert, bis alle Konsultationen erfolgt sind.

Gleich um die Ecke befindet sich die Rollstuhlwerkstatt. Der Leiter Edouard begrüßt uns herzlich und berichtet uns stolz und ausführlich über seine Arbeit. Er zeigt uns den Antrag, mit dem sich körperbehinderte Menschen um einen Rollstuhl bewerben können, dsc_0257-2-webder nach Bewilligung in unserer Rollstuhlherstellungswerkstatt Tond Nao hergestellt wird. Im Anschluss sind wir mit dem Schneider verabredet, um die Schnitte für die am Vortag gekauften Stoffe zu besprechen. Wir sind gespannt auf das Ergebnis.

Etwas später als gedacht, brechen wir zu P.P.Filles auf, dem Frauenberatungszentrum von AMPO. Dort sind wir mit Madame Ouédraogo verabredet, die Leiterin der Einrichtung. Sie führt uns durch die verschiedenen Projekte, die P.P.Filles koordiniert und organisiert. Wir haben so die Gelegenheit, mit den Verantwortlichen der jeweiligen Projekte zu sprechen. In der Sozialstation erfahren wir, wie die Bewilligung von Sozialleistungen gehandhabt wird. In dem Fall, zu dem wir hinzukommen, bittet eine Frau um Nahrung für sich und ihre fünf Kinder. Da sie selbst und ihr Mann erkrankt sind, sind sie nicht mehr in der Lage, aus eigenen Kräften für die Versorgung der Familie aufzukommen. Am heutigen Tag wird sie sechs Schüsseln Mais erhalten. Ein Hausbesuch wird klären, mit welcher Art von Unterstützung ihr längerfristig geholfen werden kann.

Von der Verantwortlichen für die Aufklärung erfahren wir, dass Familienplanung durchaus kein Problem von Mangel an Möglichkeiten ist. Verhütungsmittel sind verfügbar und subventioniert. Oft fehlt es an Wissen über die einzelnen Methoden und deren Verwendung. Nicht nur zu diesem Thema bietet P.P.Filles regelmäßig Aufklärungsunterricht an Schulen und auch in den eigenen Räumlichkeiten an.

Aufklärung ist auch das große Thema des „Cinemobile“. Das Team ist drei von vier Wochen im Monat unterwegs, um in auf dem Land Aufklärung mithilfe von Filmvorführungen zu betreiben. Jedes Dorf wird einmal im Monat besucht, sodass die Bevölkerung von unterschiedlichen Themen profitieren kann. Während die Aufklärung im Zentrum eher von Frauen genutzt wird, sind auf dem Land sowohl Männer als auch Frauen beteiligt.

Gleich in der Nähe von P.P.Filles liegt die Rollstuhlwerkstatt Tond Nao, die wir als nächstes besuchen. Das ganze Team ist anwesend, sodass wir fast alle Arbeitsschritte zur Herstellung der dreirädrigen Rollstühle sehen können. Wir erfahren, dass der Leiter der Werkstatt durch eine Schulung in der Lage ist, den Maßstab der Dreiräder zu reduzieren und Modelle unterschiedlicher Größe zu bauen. So konnten bereits einige Rollstühle für kleinere Kinder gebaut und vergeben werden.

Am Ausgang der Werkstatt entdecken wir ein dreirädriges Moped. Wir sitzen Probe und sind begeistert. Das Moped gehört Jaque, einem der Monteure und Paralympicsteilnehmer 2016. Das Moped war ursprünglich ein zweirädriges Modell und wurde von den Monteuren aufwändig zu einem behindertengerechten Gefährt umgebaut. Schick sieht es aus!

dsc_0408webNebenan, im Jungenwohnheim Benga Zaka haben wir Glück, denn einige Jungs sind Zuhause. Hier Leben Jungen, die das Waisenhaus mit 18 Jahren verlassen haben und deren familiäre Situation nach wie vor so schlecht ist, dass sie ihre angefangene Ausbildung nicht beenden könnten. Die fünf, die wir treffen, haben den Nachmittag frei und zeigen uns eines ihrer erstaunlich gut aufgeräumten Zimmer. Beide denken wir an die Zimmer unserer eigenen Kinder und halten anerkennend den Daumen hoch. Wir fragen nach den Ausbildungen, die sie gerade machen. Zwei unter ihnen machen eine zweijährige Ausbildung zum Grundschullehrer. Einige von ihnen werden nach wie vor von ihren Paten begleitet, mit denen sie bereits während ihrer Zeit im Waisenhaus in Kontakt standen. Für andere suchen wir noch Paten, die die Jungen gemeinsam mit uns bis zu ihrem Abschluss unterstützen und finanzieren.

Sie berichten, dass das Leben im Wohnheim schon anders ist, als bei AMPO, da dort immer viele jüngere Brüder waren, mit denen man etwas machen konnte. Das fehlt ihnen. Da sie aber weiterhin die gleichen Schulen besuchen, sind sie nicht sehr weit voneinander entfernt.

dsc_0163-3-webNach einer Mittagspause, die wir wie jeden Tag nutzen, um uns von der Hitze zu erholen, fahren wir wieder zu AMPO. Bereits während der Fahrt hat uns die heiße Luft Afrikas fest im Griff.
dsc_0098-3-web1Wir flüchten in das klimatisierte Büro der AMPO-Verwaltung, denn es bleibt noch Zeit bis zur angekündigten Aufführung der Mia-Alma-Mädchen. Gemeinsam mit der Praktikantin Iris Singh haben die Mädchen ein Theaterstück einstudiert, das sie allen anderen AMPO-Schützlingen vorführen und viel Beifall ernten. Im Anschluss verteilen wir Würstchen und Brot an alle Kinder, wobei wir uns dabei darauf konzentrieren, gleichmäßig Ketchup und Mayonaise auf die Brote zu bringen, die uns die Kinder hinhalten. Mayonaise ist der Renner und schneller alle, als man gucken kann.

Als alle Bäuche mit Würstchen gefüllt sind, verteilen wir die mitgebrachten Gummitierchen, die reißenden Absatz finden. Sie werden gerecht verteilt und sind noch viel schneller Geschichte als die Würstchen. Wir sind zufrieden und freuen uns, dass wir mit unseren Schlümpfen und Fröschen den Geschmack der Kinder getroffen haben.

Wir schließen den Tag heute mit einem Essen im Restaurant „Mam Dunia“ und sitzen gemeinsam mit allen Direktoren und dem Verwaltungsteam am Tisch. Madame Adamou ist leider krank und nimmt nicht am Essen teil. Wir wünschen ihr von hier aus noch einmal gute Besserung.
Es gibt Adamas berühmtes Hühnchen. Es gibt nette Gespräche, lustige Übersetzungspannen, Obstsalat zum Nachtisch, ein von Herzen kommendes Dankeschön an alle Beteiligten und ein freundliches Gute Nacht, bevor sich alle auf den Heimweg machen, um sich morgen wiederzusehen.


Tag 5 (4.11.2016)

dsc_0113-4-webIn dieser Nacht haben wir uns unter unser Moskitonetz zurückgezogen. Während wir in den Nächten davor von Moskitos verschont geblieben sind, hatten sie nun wohl doch mitbekommen, dass das Gästezimmer von neuen leckeren Mahlzeitlieferanten bewohnt wird. Die Moskitos hier sind nur halb so groß, wie die Mücken in Deutschland. Anders als ihre deutschen Verwandten verstehen sie es auch, sich lautlos an ihr Opfer heranzuschleichen. Kein typisches Mückengesumme. Wir hatten auch schon das Gefühl, dass unser Antimückspray zeitweise eher als Essenseinladung verstanden wird. Können Moskitos die Luft anhalten …?

Wie jeden Tag ausgerüstet mit einer Schicht Sonnencreme 50+ und einer Schicht „Anti-Brumm“-Mückenspray machen wir uns noch einmal auf den Weg zur SIAO und zum Village Artisanal, dem Kunsthandwerkermarkt. Wir sind früh dran. Es ist 9 Uhr und die Tore der Messe öffnen ebenfalls um diese Zeit. Wir hoffen, dass wir die sonst ewig langen Schlangen vermeiden können. Da wir über Ausstellerausweise verfügen, gehen wir davon aus, dass wir wieder an den Wartenden vorbeigehen können. Die Schlangen sind um diese Zeit deutlich kürzer, versprechen aber doch eine halbe Stunde Wartezeit ohne Schatten. Diesmal können wir nicht vorbei, denn alle Wartenden sind ebenfalls Aussteller und so ändern wir den Plan und gehen zuerst auf den ständigen Kunsthandwerkermarkt.

Wir wissen genau, was wir wollen und suchen gezielt die einzelnen Künstler auf. Sehr angetan sind wir von einer Künstlergruppe, die Lampen und Kleinmöbel aus Holz und Metall herstellt. Die Topfuntersetzer, von denen einge auch aus alten Fahrradketten hergestellt werden, bieten wir bereits in unserem Shop an.

Diesmal entscheiden wir uns für eine Auswahl Tischlampen und sind sehr gespannt, ob diese auch in Deutschland Gefallen finden werden. Die Möbel sind leider, leider viel zu groß für den Transport.

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Wir treffen den Künstler, von dem wir schon so oft die schönen Batikarbeiten und Batikkarten erhalten haben. Er erklärt uns die Arbeitsschritte, die notwendig sind, um eines der Batikbilder herzustellen. Wir fotografieren und sind beeindruckt. Mehr Lesen …

Wir machen noch einmal Halt bei den Tuareg, die unsere wunderschönen Schmuckdosen herstellen. Auch hier dokumentieren wir die einzelnen Arbeitsschritte und suchen Dosen in kräftigen Farben für unsere Boutique in Deutschland aus.

Vollgepackt mit unserer „Beute“ verlassen wir das Gelände des Kunsthandwerkermarktes. Zur Stärkung hatten wir dort mitgebrachte Müsliriegel gegessen und ich habe es verpasst, meine Verpackung in einen der auf dem Gelände aufgestellten Mülleimer zu schmeißen. Auf dem Weg zum Auto trage ich meinen kleinen Restmüll in der Hand und halte Ausschau nach einer Mülltonne, in die ich ihn schmeißen kann. Ich habe ein europäisch schlechtes Gefühl bei dem Gedanken, das kleine Stück Papier einfach auf den Boden fallen zu lassen. Irgendwann denke ich, dass es total verrückt ist, weil die ganze Straße voller Wasserbeutelchen liegt, aus denen man hier unterwegs erfrischend gekühltes Wasser trinken kann. Diese Beutelchen werden überall angeboten und enthalten gerade so viel Wasser, wie in ein Glas passen würde. Es scheint hier niemanden zu stören, dass die Straßenränder von den vielen Messebesuchern so verunreinigt werden. Eine geregelte Müllabfuhr gibt es nicht. Mein schlechtes Gefühl bleibt trotzdem und so stecke ich das Papier letztendlich doch in meine Tasche, um es später in der Pension wegzuschmeißen.

Zurück bei AMPO trinken wir einen Instantcafé, denn aufgebrühter Café ist hier eher untypisch. Wir bestellen zu Essen bei Adama, dem langjährigen Koch des Restaurants und beschließen, es mit in unsere Pension zu nehmen. Essen to go funktioniert auch hier in Ouagadougou. So essen wir ganz in Ruhe, telefonieren mit unseren Lieben Zuhause, schreiben an unserem Tagebuch und unterhalten uns sehr nett mit anderen Gästen aus Holland, die wegen diverser Wasserprojekte hier in Burkina Faso sind.

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Tag 6 (5.11.2016)

dsc_0005-webWas sollen wir sagen?!? Auch an diesem Morgen haben wir lecker und gesund gefrühstückt. Für Mangos ist es gerade nicht die Zeit, aber die Papaya sind gerade super lecker!
Wieder einmal freuen wir uns über die klimatisierten Verwaltungsbüros bei AMPO. Wir nutzen heute den Vormittag, um offene Fragen mit Andrea Reikat zu klären. Unsere Kommunikation zwischen Deutschland und Burkina Faso läuft sehr eng und kurzfristig, aber es ist doch auch schön, ab und zu Dinge von Angesicht zu Angesicht besprechen zu können. So ganz nebenbei verpacken wir schon mal die tollen Sachen, die wir in den letzten Tagen hier erworben haben. In der Hoffnung, dass sie den weiten Transport gut überstehen werden, freuen wir uns schon darauf, sie in Deutschland in Empfang nehmen zu können.

Dann startet unser Abenteuer des Tages: Das Überqueren der Straße. Wir verlassen das Gelände der Waisenhäuser, um in die Schneiderei auf der anderen Seite der Kreuzung, auf dem ehemaligen Gelände des Mädchenwaisenhauses, zu gelangen. Wir sind aufgeregt. Der Verkehr rollt blechern und schon im Veraltungsbüro ist er ständig mehr als präsent. Die Kreuzung hat eine Ampel und auch einen Zebrastreifen. Wir haben Glück, denn die Ampel funktioniert und wir können zwischen den bei-rot-Fahrern und den Abbiegern bis auf die Insel in der Mitte huschen. Ein Blick auf die Wartenden Gesichter der Moped- und Autofahrer sagt uns, dass wir noch kurz Zeit haben, schnell auch den Rest der Straße zu überqueren. Dann ist es fast grün und der Verkehr setzt sich hinter uns wieder in Bewegung. Wir verzichten an dieser Stelle bewusst auf die Beschreibung der Kombination aus Gestank und Getöse, denn dafür gibt es keine passenden Worte. Vielleicht kann diese kurze Momentaufnahme, gefilmt an der Kreuzung zwischen den AMPO-Einrichtungen, einen Einblick geben:

 

Der Vorteil, den man zu unserem heutigen Abenteuer erwähnen muss, ist, dass heute die Ampel funktioniert hat. Gestern war Stromausfall und wir mussten uns den Weg über die Straße ohne leuchtende Unterstützung bahnen. Wir ziehen an dieser Stelle den Hut vor Hervé, den Fahrer, der uns jeden Tag so gekonnt durch dieses Chaos jongliert hat. An ganz großen Kreuzungen reicht nämlich die Ampel allein nicht aus. Hier braucht es zusätzlich Polizisten, um die Verkehrsteilnehmer auf die nicht nur dekorativen Lichter an den Straßenrändern aufmerksam zu machen. Es hat sich eigens für die Einhaltung der Ampelphasen eine Initiative gegründet, die sich zu Stoßzeiten an Verkehrsknotenpunkten positioniert. Genau wie etwas weiter oben gibt es auch keine passenden Worte, um zu beschreiben, wie es hier aussieht, wenn die Ampeln an einer Hauptkreuzung ausfallen…

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So, nun sind wir über den kleinen Exkurs zum Thema Straßenverkehr auch in der Seifenmacherei angekommen. Lydie, die Verantwortliche der Werkstatt, ist für heute gerade fertig mit der Herstellung neuer Seife. Sie hat heute die Masse angerührt und in eine quadratische Form gefüllt. Über Nacht wird die Masse trocknen und morgen kann sie sie in handliche Stücke schneiden. Nachdem Lydie mit einem ausgeklügelten Mechanismus noch Stempel auf alle Seiten der Seife gemacht hat, ist sie fertig für den Verkauf und bestens geeignet zur Reinigung von Körper und Wäsche. Ihren kleinen Sohn Ryan hat Lydie heute mitgebracht. Unsere Kamera ist ihm nicht geheuer, wir dürfen aber dennoch Fotos machen und den Seifenherstellungsprozess dokumentieren. Neben ihrer Arbeit in der Seifenmacherei, geht Lydie zur Schule, um eine kaufmännische Ausbildung zu machen. In dieser Zeit ist der zweijährige Ryan gut in einem Kindergarten untergebracht.

 

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Zwei weitere Werkstätten stehen für heute noch auf dem Plan. Wir besuchen Seni in seiner Werkstatt für Artikel aus Holz und Kalebassen und wir besuchen Papi in seiner Werkstatt für Artikel aus Draht, Perlen und Blechdosen. Beide Kunsthandwerker sind Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung. Seni, von dem wir schon seit vielen Jahren unsere Holztierschlüsselanhänger beziehen, arbeitet mit einem Team von Menschen, die ebenfalls mit körperlicher Beeinträchtigung leben. Gemeinsam sitzen sie unter dem schattigen Vordach seines kleinen Lagers und arbeiten neben den Wackeltieren aus Kalebassen auch an Holzkrippen für Weihnachten.

Wir treffen Papi bereits bei Seni an der Werkstatt. Auch Papi gehört zeitweilig zum Team der Holzwerkstatt. Wir sind froh, dass er zu seiner eigenen Werkstatt vorausfährt, denn der Weg durch die Stadt dorthin ist ein weiteres Abenteuer für diesen Tag. Wir fahren vorbei an einem Markt, wobei „vorbeifahren“ hier nicht ganz das richtige Wort ist. Die Stände reichen bis soweit an die Fahrspur, dass wir aufpassen müssen, niemandem über den Fuß zu fahren. Zwischen den Ständen sitzende Menschen und auch spielende Kinder scheinen davon auszugehen, dass die nahenden Autos in jedem Fall um sie herumfahren werden, denn sie lassen sich auch von unserem großen Pick-up samt „Kuhfänger“ nicht beeindrucken. Insgesamt sind wir ein weiteres Mal froh über den Geländewagen. Obwohl wir die meiste Zeit auf sehr intensive Art und Weise durchgerüttelt werden, können wir die extremen Schlaglöcher? Bodenwellen? Krater? – am besten, Sie stellen sich alles auf einmal vor – bewältigen. Manche Straßenabschnitte sind überhaupt nicht mehr zu befahren, weil großen Mengen Regenwasser alles weggespült haben. Zunächst hatten wir angenommen, dass mitten auf der Straße Lehm als Werkstoff abgetragen wurde, da sie eher einem kleinen Tagebau als einer Straße glich. Wir wurden jedoch eines besseren belehrt…
Durchgeschüttelt, Kopf gestoßen, angekommen. Papis Werkstatt ist klein, eine Art Kiosk am Straßenrand. Er hat einige seiner Arbeiten ausgestellt und wir besprechen, was uns in Plön noch fehlt und was noch ausreichend vorhanden ist. Auch von Papi haben wir schon viele Artikel in unserem Shop, unter anderem seine Perlensterne, Perlenengel oder Perlentiere und Schlüsselanhänger, über die wir uns immer wieder freuen.

Zurück in unserem Gästehaus sortieren wir unsere Sachen und versuchen, unsere eigenen Sachen und die erstandenen Geschenke für unsere Lieben Zuhause in die Koffer zu verfrachten. Ein Beobachter dieses Treibens hätte vermutlich mehrere „Oh“s und „Oje“s und „Ach, das hatte ich ja auch noch“ vernommen. Letztendlich schaffen wir es, unsere Koffer schließen zu können, ohne uns vorher draufsetzen zu müssen.

Da unser Flieger am Folgetag erst abends geht und wir bei 35°C starten und bei 0°C landen werden, bereiten wir unsere Kleidung nach dem Zwiebelschalenprinzip vor und kriechen müde unter unser Moskitonetz.


Tag 7 (6.11.2016) – Abreisetag

dsc_0017-3-webdsc_0031-3-webdsc_0198-3-web Es ist Sonntag. Unser Flug geht heute Abend um 21:30 Uhr. Um 19 Uhr wollen wir am Flughafen sein – gerade rechtzeitig, wie sich herausstellen wird.

Wir haben also noch genug Zeit, um ein letztes kleines Abenteuer zu erleben. Mit Andrea Reikat zusammen, beschließen wir die Fahrt aus der Stadt heraus, zum 55 km entfernten „Musée Manéga“, einem Museum für westafrikanische Kultur. Die Fahrt dauert zwei Stunden, denn zunächst müssen wir aus der Stadt hinaus.

Wir fahren kleinere Umwege, um weitere Facetten von Ouagadougou kennenzulernen. Wir passieren die Barrages – künstlich angelegte Seen, die das Regenwasser der Stadt aufnehmen – und beobachten Kinder beim Angeln. In den Seen, deren Wasser so flach ist, dass man auch hindurchlaufen könnte, haben Fischer Stellnetze ausgebracht, denn sie sind durchaus reich an Fisch. In einigen Teilen blühen herrliche Seerosen, rings um die Barrages sind Gemüsegärten angelegt, die sich bei zurückgehendem Wasser weiter in das Seegebiet hinein ausbreiten. Wir fahren vorbei an kleineren Sumpfgebieten und am Stadtwald und genießen den grünen Anblick inmitten des sonst so roten Landes. So wichtig wie uns, scheint der Stadt das Grün jedoch nicht zu sein. Eine in die Stadt und am Stadtwald vorbeiführende Straße soll erweitert werden. Hierzu wurden alte, schattenspendende Baumbestände entlang der Straße bereits abgeholzt. Spannend wird sicherlich der Straßenbau an den Stellen, an denen der Sumpf trockengelegt werden muss. Die zweite Spur der Straße geht nämlich direkt durch sie hindurch…

dsc_0145-5-webWir folgen der Asphaltstraße aus der Stadt heraus. Die Besiedlung wird lockerer und weitläufiger, hat sich in den letzten fünf Jahren jedoch merklich verdichtet. Dort, wo links und rechts neben der Straße auch kleine Geschäfte existieren, wurden Bodenwellen quer über die Fahrbahn gebaut, um den Verkehr zu verlangsamen. Für ganz vorwitzige Fahrer, die sich einfach einen Weg neben der Fahrbahn gesucht haben, wurden Baumstämme in Verlängerung der Bodenwellen ausgelegt, um alle Fahrzeuge auf dem Asphalt zu halten. Wirklich schnell voran kommt man so nicht, denn neben den künstlichen Bodenwellen existieren auch noch natürliche Schlaglöcher, die nicht zu unterschätzen sind. Wir müssen halten, um die Mautgebühr an einem vergitterten Häuschen neben der Fahrbahn zu entrichten. Während wir warten, stehen dicht gedrängt neben dem Auto Mädchen von ca. 10-12 Jahren, die uns Eier und Baguettes zum Verkauf anbieten. Sie sehen nicht nach Bettlerinnen aus, dennoch wissen wir, dass sie den Verkauf der Waren zum Lebensunterhalt brauchen. Wir sind unsicher und wissen nicht genau, wie wir uns verhalten sollen, um keine Erwartungen zu wecken, aber auch nicht unhöflich zu sein.

dsc_0018-2-web dsc_0074-5-webdsc_0038-3-web dsc_0043-3-webAls die Fahrt weitergeht, begegnen wir mehreren Mopeds, die über und über mit lebenden Hühnern behangen sind. Sie hängen Kopfüber an den Füßen zusammengebunden und werden ordentlich durchgeschüttelt. Schon oft haben wir Katrin Rohde von solchen Transporten berichten gehört, aber mit den eigenen Augen betrachtet, ist das Bild noch viel erstaunlicher. Wir denken, das kann man nicht toppen, als wir einen sogenannten gemischten Transport sehen und sogar einen Mann, der einen wirklich großen Ziegenbock mit wirklich langen Hörner zwischen seinen Beinen auf seinem Moped transportiert – natürlich lebend, denn bereits getötete Tiere werden in Burkina Faso nicht gekauft. Man weiß ja nie, wie lange sie schon tot sind bzw. woran sie starben.

dsc_0080-4-webZurück zum gemischten Transport. Hierbei handelt es sich um große LKW mit hoch geschlossener Ladefläche, wobei das letzte Ende, was über die Fahrerkabine hinausragt, mit Gitterstreben versehen ist. Der geschlossene Teil der Ladefläche ist mit allen möglichen Waren beladen. Schüttgut z.B. oder was sonst so transportiert werden muss. Auf den unteren Gitterstreben lieben mitteldicke Baumstämme und bilden eine zweite Ladefläche. Darauf werden Tiere transportiert – Kühe, Schafe, Ziegen. Das allein wäre schon spannend, aber wirklich gemischt ist der Transport erst dadurch, dass oben auf den Tieren auch noch Menschen sitzen. Bei den Beispielen, die wir sehen, sind es junge Männer, die dieses ungewöhnliche Transportmittel nutzen.

Im Museum angekommen zahlen wir den Eintritt ohne Führung, denn Andrea Reikat kann uns als Ethnologin eine Menge zu den Exponaten erzählen. Ausgestellt wird in langen Gebäuden, in denen sich links und rechts vom Mittelgang mit Eisengittern verschlossenen Abteile befinden. Wir sehen Masken, Instrumente und Einrichtungsgegenstände verschiedener Ethnien Westafrikas. Der Zahn der Zeit nagt vor allem an den ausgestellten Kleidungsstücken. Die Exponate sind vor Sonne und Regen geschützt, nicht aber vor Staub und Nagetieren.

Etwas unbehaglich fühlen wir uns in einem zur Hälfte unterirdisch liegendem Saal mit Totenstehlen und rituellen Masken. Die Wände des Saales sind mit Spiegeln versehen, was den Ort noch unheimlicher wirken lässt. Wir erfahren, dass Grabmähler seit ca. 100 Jahren schon nicht mehr auf diese Art gestaltet werden.

Spannend sind auch die Häuser bzw. Höfe verschiedener Ethnien, die auf dem Gelände des Museums nachgebaut wurden. Die einen mit Flachdach, die anderen mit Strohdach, die nächsten komplett aus Stroh. Wir bekommen einen Eindruck von den unterschiedlichen Arten zu Wohnen. Allen gemein ist jedoch, dass jedes Haus, jeder Gebäudeteil seine eigene Bestimmung hat.

dsc_0106-4-web dsc_0123-6-webAuf dem Rückweg in die Stadt kreuzt eine Ziegenfamilie flink die Straße. Die Kuh wartet lieber samt Besitzer am Straßenrand, bis alle Autos passiert sind. Man muss sich ja nicht unnötig stressen, wenn man in der Mittagshitze unterwegs ist. Die Esel, die wir treffen, interessieren sich erst gar nicht für uns und die Hühner haben sowieso anderes zu tun. Jeder geht tagsüber so seiner Wege, um sich am Abend wieder auf dem heimischen Hof zusammenzufinden.

So finden wir uns mit dem üblichen Mittagshunger in einer kleinen burkinischen Kneipe ein, die wir ohne ortskundigen Begleiter als solche nicht erkannt hätten. Die Besitzerin begrüßt uns herzlich, denn Andrea und sie kennen sich schon seit Jahren. Hätte sie gewusst, dass wir kommen, hätte sie ihre Blätterbällchen gekocht. Nun gibt es Reis mit Sauce und wir sind absolut zufrieden, denn der Reis ist sehr lecker und die Erinnerung an diese Mahlzeit wird in jedem Fall bleibend. Als unsere Teller leer sind, sitzen wir noch eine Weile bei einer Cola im Schatten vor der Kneipe. Hinter uns ein Ort, den man als Busbahnhof bezeichnen könnte, da so viele Busse nebeneinander aufgereiht sind. Fahren tut jedoch keiner der Busse, zum Teil, weil sie keine Räder haben. Leute, die mitfahren wollen, gibt es auch nicht. Wir vermuten, dass die vielen Busse wohl doch eher zum Verkauf stehen. Vor uns ein Platz mit einem einsamen Baum, dessen Schatten von einigen wenigen Männern zum Ausruhen genutzt wird. Rund um den Platz stehen weitere kleine Kneipen – also Blechkioske mit Blechvordach. Kuriosität des Platzes ist die Autowaschstelle: ein Erdhügel, auf dem das zu waschende Auto geparkt wird und ein Mann mit einem Hochdruckreiniger. Das Konzept scheint zu funktionieren, denn in der Zeit, in der wir dort sitzen, werden zwei Autos gründlich vom roten Staub der Stadt befreit.

dsc_0301-2-webGestärkt und ausgeruht lassen wir uns bei AMPO absetzen, um Abschied zu nehmen und ein paar letzte Fotos zu machen. Der Hof der Jungs ist großflächig mit sauberer Wäsche ausgelegt, die in der Sonne trocknen soll. Das Fußballfeld wird von einigen Jungen genutzt. Die meisten, die wir sehen, sitzen jedoch in Grüppchen im Schatten und quatschen oder bereiten sich auf den Unterricht am nächsten Tag vor. Es herrscht allgemeines Ausruhen von der anstrengenden Schulwoche vor – ein typischer Sonntagnachmittag eben. Wir werden beguckt, aber nicht angesprochen und auch wir wollen die Jungs nicht weiter stören und ziehen weiter zu den Mädchen.

Auch hier liegt Wäsche ausgebreitet auf dem Boden. Lange kann das Trocknen bei der Hitze nicht dauern. Hier werden wir gleich mit Handschlag und einem freundlichen „Bonjour“ von allen Mädchen begrüßt. Wir fragen was sie so machen und werden in ihr Apatam (ein Strohdach mit Bänken und Tischen darunter) eingeladen. Musik läuft und wir werden gefragt, ob wir mittanzen wollen. Klar wollen wir. Los geht’s. Einige tanzen mit, einige wundern sich über unseren komischen Tanzstil und kichern, die Kleinsten staunen. Die Mädchen erzählen uns, dass sie am Sonntag oft tanzen. Das macht ihnen Spaß und das merken wir. Unter allgemeinem Gekicher der Mädchen probieren wir noch ihre Schaukel aus. Es ist schön, die Mädchen so zu erleben und wir fühlen uns wohl. Leider ist unsere Zeit begrenzt, denn wir werden bald für die Fahrt zum Flughafen abgeholt. Wir wollen gehen. Wie? Jetzt schon? Aber wir wollen euch doch noch ein Lied zum Abschied singen! Oh, das ist aber nett. Vielen Dank! Ein schönes Lied! Wir freuen uns schon auf unseren nächsten Besuch! Auf Wiedersehen!

Wir sind froh, dass wir noch einmal im Waisenhaus vorbeigeschaut haben und fahren zurück in unser Gästehaus. Dort sammeln wir all unsere Koffer ein und nehmen eine letzte Dusche vor dem Abflug. Und dabei entdecken wir das Unfassbare: WARMES Wasser! Ausgehend davon, dass das Wasser bestimmt nicht warm ist, denn es ist ja so heiß hier, haben wir eine Woche lang nicht versucht, das Wasser in der Dusche warm einzustellen. Jeden Morgen haben wir kalt geduscht und das immer mit viel Getanze und viel Ah-ist-das-kalt und schnell wieder raus. Wir schauen uns an und müssen lachen. Hier in Afrika ist eben doch alles anders, als man es erwartet!


Heimreise – Sprung zwischen den Welten

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Hervé, unser Fahrer, hat uns stets sicher durch den Verkehr manövriert.

Der Moment ist gekommen, als wir auf das Gelände des Flughafens fahren. Alles ist abgesperrt und wir kommen nur mit Passkontrolle (Nummer 1) auf den Parkplatz vor dem Flughafen. Hervé, einer der Fahrer von AMPO, der uns die ganze Woche begleitet hat, lädt uns unsere Koffer von der Ladefläche ab und wir machen uns zu Fuß auf den Weg Richtung Flughafengebäude. Passkontrolle (Nummer 2). Direkt nach dem Eingang verabschieden wir uns von Hervé. Er nimmt eine andere Richtung und wir die nächste Passkontrolle (Nummer 3) – diesmal in Kombination mit einer Handgepäckkontrolle.

Wir sind in der Eingangshalle des Flughafens angekommen und hätten hier noch einmal die Möglichkeit, ein paar Souvenirs zu kaufen, die Koffer in Folie einwickeln zu lassen oder einen Kaffee zu trinken. Unser Flug geht schon in 2 ½ Stunden und so eilen wir weiter. Auf dem Weg zur Gepäckaufgabe werden unsere Pässe kontrolliert (Nummer 4). Das Gepäck ist schnell aufgegeben. Wir haben ja unseren Pass für die Kontrolle (Nummer 5) schon in der Hand. Der Mitarbeiter am Gepäckschalter ist sehr freundlich. Wir nehmen den Weg zurück, vorbei an anderen Reisenden, die ihr Gepäck aufgeben wollen und stellen uns in die nächste Schlange zur Passkontrolle an. Wir sind umgeben von Polizisten. Mit ihren Uniformen, den Barettes und den ernsten Gesichtern strahlen sie nicht die Sicherheit aus, die sie vermutlich vermitteln wollen. Wir fühlen uns eher unbehaglich. Am Schalter angekommen, werden unsere Pässe kontrolliert (Nummer 6), wir müssen einen Zettel mit unseren Reisdaten ausfüllen und unsere Fingerabdrücke werden genommen. Die Polizisten, die uns diesmal kontrollieren, sind sehr freundlich und wünschen uns auf Deutsch eine gute Reise.

Wir gehen wieder zurück, vorbei an den anderen Wartenden der Schlange, aus der wir gerade selbst kommen, und treffen auf einen Kontrolleur, der unser Handgepäck wiegt und mit einem Klebchen versieht. Er lässt sich unseren Boardingpass zeigen (Nummer 7) und winkt uns weiter. Nach sechs Schritten stehen wir in der nächsten Schlange: Sicherheitskontrolle. Bevor wir unsere Sachen in die Kisten und auf das Band zum Durchleuchten legen, wollen zwei Damen noch einmal unseren Boardingpass (Nummer 8) sehen und machen ein Kreuzchen für jede von uns auf ihrer Liste. Langsam fühlen wir uns wie Spielfiguren in einem Würfelspiel: Zwei Schritte rechts, dann wieder nach links und drei Schritte zurück. Durch die vielen Absperrungsbänder, die im Zickzack die Wege dirigieren, sieht die Flughafenhalle sogar optisch aus wie ein Spielbrett. Wir zeigen erneut unseren Pass (Nummer 9) und gehen ohne zu Piepsen durch die Sicherheitsschleuse, werden gleich dahinter aber von einem Polizisten darauf hingewiesen, dass wir keine Papaya im Handgepäck mitnehmen dürfen. Wir haben vier Stück. Geschenke von Tondtenga. Mit großen Augen schauen wir den Beamten an und fragen, ob er sich wirklich sicher ist. Ja, ist er. Wir könnten aber wieder zurückgehen zur Gepäckabgabe und unsere Koffer kommen lassen. Im Koffer dürften wir die Früchte mitnehmen. Wir sind sprachlos und beraten uns, was wir tun sollen. Wir fragen, was die Polizisten damit machen würden, wenn wir sie hierließen, denn zurück auf Anfang wollen wir nicht. Sie würden sie wegschmeißen. Oh, nein, das wäre ja schrecklich. Der Polizist stellt fest, dass wir die Papaya wirklich gern mögen und sie auch sehr gern mitnehmen möchten. Er telefoniert … mmh … aha … mmmh… ok ….d’accord. Wir dürfen die Papaya doch mitnehmen. Wir bedanken uns herzlich und laufen in die nächste Kontrolle (Nummer 10). Hier wird noch einmal unser Handgepäck überprüft. Einen Schlangenbogen und 20 Minuten weiter erwarten uns unsere vermeintlich letzten Kontrollen. Ein Polizist kontrolliert unseren Pass (Nummer 11) und macht ein Foto davon und gleich daneben steht ein Mitarbeiter der Fluggesellschaft und kontrolliert unseren Boardingpass (Nummer 12), um ihn auf seiner Passagierliste abzuhaken. Endlich haben wir den Wartebereich in der Abflughalle erreicht!

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Hamburg: Schneeregen, 2 Grad Celsius

Letztendlich haben wir 1 ½ Stunden gebraucht, um sämtliche Sicherheitskontrollen zu passieren. Wenn man bedenkt, dass dies alles auf sehr begrenztem Raum stattgefunden hat… Wir haben lange darüber nachgedacht und sind mit unserem weiblichen Verständnis für Größenverhältnisse zu dem Schluss gekommen, dass die Abflughalle inklusive Check-in etc. nicht größer als ein Handballfeld sein kann.

Wir essen einen Keks zur Stärkung, sehen den Flieger ankommen und frieren. Ja, wir frieren (das erste und einzige Mal während unserer Zeit in Burkina Faso), denn die Klimaanlage ist wirklich kalt eingestellt. Endlich kommt der Bus, der uns aufs Rollfeld bringt. Das Flugzeug ist noch nicht ganz vorbereitet und so beobachten wir noch 15 Minuten im Bus stehend und langsam wieder schwitzend das Treiben rund um den Flieger. Endlich nun. Die letzten 20 m bis vor den Flieger, die Tür geht auf, wir schreiten sitzplatzsicher auf die Treppe zum Flieger zu und … werden noch einmal kontrolliert… diesmal nur der Boardingpass (Nummer 13).

Der Flug läuft, wie ein Nachtflug eben läuft. Kleiner Snack, Landung in Paris morgens 8 Uhr. Dazwischen wenig Schlaf, zerwühlte Haare und zerknitterte Beine. Wir sind froh, als wir letztlich in Hamburg landen und unser Gepäck schon auf uns zurollt, als wir in die Gepäckhalle kommen. Wir schaffen den frühen Bus nach Kiel und können kurz vor 17 Uhr unsere Familien wieder in die Arme schließen. Was für ein Abenteuer!!!

Wir sind erschöpft, aber dankbar für diese Reise. Burkina Faso ist so viel anders als Deutschland und dabei reden wir noch nicht mal vom Klima! Alles hat einen ruhigen Rhythmus, den man auch braucht, um bei der Hitze nicht umzukippen. Merkwürdig ist nur, dass im Verkehr plötzlich keiner mehr Zeit hat. Es wird gedrängelt, gehupt, geschimpft. Vielleicht will man auch nur so schnell es geht wieder raus aus dem Lärm und Gestank auf der Straße.
Ouagadougou wird dominiert von kleinen einfachen Flachbauten aus Lehm. Die Dächer sind meist aus Wellblech, von hohen Mauern umgeben sind sie alle. Die staubigen Straßen, der viele Müll überall, Haustiere, die auch in der Stadt einfach so herumlaufen – die wenigsten sind Hunde. Wir reden hier von Ziegen und Hühnern, Eseln und manchmal auch Kühen. Kinder spielen auf den Straßen, denn eine Art Fußgängerbereich gibt es auch an den großen Asphaltstraßen nicht. Sämtlicher Handel findet ebenfalls am Straßenrand statt, entweder in Kiosken oder in Unterständen. Viel größer als 10 m² sind die wenigsten dieser Läden. Für uns macht das alles einen chaotischen Eindruck, aber jeder scheint zu wissen, wo er die notwendigen Dinge einkaufen kann. Es gibt nirgendwo alles, aber überall etwas.

Die ganze Stadt ist geprägt vom einfachen Leben. Je weiter man aus der Stadt herausfährt, desto einfacher und ärmlicher werden die Wohnsituationen. In der Stadt ist die Mischung kaum zu beschreiben: klimatisierte Geländewagen neben Eselkarren, schlichte Lehmhäuser neben Stadthäusern mit Swimmingpool. Die vorherrschende Armut ist allgegenwertig. Die für uns so schockierende Müllsituation in der ganzen Stadt ist für die meisten Einwohner vermutlich eher zweitranging. Zum einen sind sie mit der Situation aufgewachsen und zum anderen sind die meisten Menschen damit beschäftigt, die Mahlzeiten für den Tag oder für die Woche zu verdienen. Man arbeitet für den täglichen Bedarf und lebt im Heute und nicht im Morgen und schon gar nicht im Übermorgen. Man beklagt sich nicht, man kommt zurecht und ist zufrieden. Erstaunlich, denn jeder Zwischenfall kann dann zur persönlichen Katastrophe werden. Nicht selten kommt es vor, dass man durch Krankheit, den Tod eines Familienmitgliedes oder Missernten selbst den täglichen Bedarf nicht mehr decken kann…

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Mit diesen ganzen Eindrücken und Bildern im Kopf wird uns noch mehr bewusst, wie wichtig die tägliche Arbeit von AMPO ist – nicht für alle, aber für die vielen einzelnen, die kommen und um Unterstützung bitten.

Es ist schön zu sehen, wie die AMPO-Einrichtungen ineinandergreifen. Wie jede Einrichtung weiß, was die andere tut und im Einzelfall tun kann. Wie nicht nur an das Heute gedacht wird, indem man eine Schüssel Reis an eine hungrige Familie austeilt, sondern wie man auch das Morgen und das Übermorgen im Blick hat. AMPO leistet Hilfe zur Selbsthilfe und jede Einrichtung leistet seinen Beitrag auf seine eigene bestimmte Art und Weise.

Wir sind froh, dass wir mit dieser Reise unsere Kollegen in Ouagadougou kennenlernen konnten. Es ist eine Sache, E-Mails zu schreiben, aber es ist eine andere Sache, den Menschen, mit denen man doch zum Teil sehr intensiv zusammenarbeitet, tatsächlich auch einmal gegenüberzustehen.
Pauline, eine Erzieherin aus dem Mädchenwaisenhaus, sagte zu uns in einem Gespräch, dass sie sich über unser Interesse an ihrer täglichen Arbeit gefreut hat. Und ihre Arbeit macht sie mit viel Herz – wie alle anderen Mitarbeiter auch. AMPO ist durchaus ein Ort, an dem man sich wohlfühlt – umso mehr, wenn man die Menschen kennt, die dies jeden Tag ermöglichen.

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