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Woodstock in Ouaga: Ein Jahrhundertfest!

400 Kinder, 150 erwachsene Afrikaner und 50 Weißnasen feierten gemeinsam drei Tage und zwei Nächte auf der A.M.P.O.-Farm Tondtenga.

AMPO-tanzt

Gründe dafür gab es viele:
1. Katrin Rohde, Gründerin aller Einrichtungen, wurde 60 Jahre alt.
2. Gefeiert wurde auch die Verleihung des Ritterordens „Chevalier de l´Ordre National de Burkina Faso“ an sie.
3. 12 A.M.P.O.-Kinder bestanden die Mittlere Reife.
4. 25 A.M.P.O.-Kinder schrieben gemeinsam ein Buch mit afrikanischen Geschichten.
5. Dieses Buch brachte dem Waisenhaus 70.000 Euro ein, eine respektable Summe.
Von diesem Geld schicken nun unsere eigenen Waisenkinder 600 externe gute Schüler für drei weitere Jahre auf die Schule. Dies ist ein wahrer Grund zum feiern!
6. Kein Grund zum feiern, denn wir werden ihn sehr vermissen, ist der Abflug von unserem Mitarbeiter John Porteous. Trotzdem war es auch für ihn ein unvergessliches Abschiedsfest.

Die Planung begann natürlich schon Wochen vorher. Die Farm liegt ca. 15 km außerhalb der Stadt und wir wollten 400 Kinder aus fünf verschiedenen Einrichtungen plus aller Behinderter samt ihrer Rollstühle plus vier verschiedener Küchen samt Köchinnen auf die Farm transportieren. Dazu kamen 40 bis 50 ehemalige A.M.P.O.-Kinder (die schon lange mit ihrer Ausbildung fertig sind und in der Stadt selbstständig leben), die 80 Mitarbeiter abzüglich einiger Nachtwächter die zuhause bleiben mussten, samt 1500 Würstchen und zehn Schafen zum Grillen. Alle Krankenpfleger unserer Krankenstation erschienen samt vieler Meter Pflaster! Gott sei dank brauchten wir nur wenige Zentimeter. Unser kleiner Lkw und die beiden Pick-Up fuhren stetig den gesamten Freitag und Sonntag im Konvoi hin und her. Der Konvoi war wichtig, damit im Falle eines schweren Regens das eine oder andere Auto, abgesackt bis an die Rückspiegel, von den anderen wieder aus dem Matsch gezogen werden konnte – Afrika!

Transport zum Fest

Alles klappte hervorragend. Als Katrin am Freitag um 16 Uhr auf der blitzsauberen Farm erschien, waren die verschiedenen Küchen bereits in Gang, alle kleinen Kinder aus dem Haus Mia und Alma liefen ihr entgegen. Ein gemeinsamer Ausflug auf das Land, das hatte es bei uns noch nie gegeben! Noch während Katrin ihre Hütte für die Nacht bezog, tauchte plötzlich Besuch bei ihr auf: Roland und Théophile, unsere kleinsten Waisenjungs, Jessica, ein taubes Waisenmädchen und Fausia, ein ehemals schwer verbranntes Kind, schoben unseren Adama in seinem Rollstuhl durch die grünen Gärten der Farm. Adama ist querschnittsgelähmt. Nach neun Monaten auf der Intensivstation des städtischen Krankenhauses war er ein hoffnungsloser Fall. Katrin nahm in samt seiner Schwester, die ihn pflegt, bei AMPO auf. Nach Monaten krankengymnastischer Behandlung kann er nun aufrecht sitzen. Wenn er lächelt geht die Sonne auf! Dieser Besuch machte Katrin sehr glücklich.

Roland, Théophile, Jessica und Fausia

Es wurde Abend. Unseren eigenen Pfarrer und unseren eigenen muslimischen Vorbeter hatten wir mitgenommen. Kirche und Moschee (zwei einfache Pavillons) liegen auf der Farm nur 20 Meter auseinander. 500 Gläubige hatten sich hier versammelt, und so begann ein denkwürdiges Gebet: die Katholiken sangen und die Muslime zitierten den Koran. Daraus ergab sich eine wunderbar verwobene Melodie, die gen Himmel stieg – könnte doch die Welt sich besinnen: Wie einfach ist das gemeinsame Leben mit den beiden Religionen.

gemeinsames Abendgebet

Nach den Abendessen aus Maisbrei mit Erdnusssoße, wurden zehn Lagerfeuer errichtet, denn dies war der Abend der Geschichten und Lieder aus Afrika. Wochenlang hatten die Kinder geübt, was sie rezitieren wollten. Nebenbei wurden in der tiefschwarzen Nacht 1500 Würstchen gebraten und die Grütze für morgen früh in den diversen Küchen gekocht. Immer wieder flog ein riesiges Gelächter um die Feuer, wenn eines der Kinder sich beim Erzählen mit Ruhm bedeckt hatte. Kleine Gruppen von Erwachsenen plauderten gemeinsam und hielten die schlafenden Babys auf dem Arm. Später, als die meisten schon auf ihren Matten schliefen, wurde der Tuareg – Tee mit viel Minze und Zucker zubereitet. Eine wunderbare und romantische Nacht nahm erst morgens ein Ende.

Zubereitung der Speisen

Fünf Uhr! Aufstehen zum Gebet. Danach sollte den Farmjungen auf den Feldern beim Hacken geholfen werden. Eigentlich wollten die Jungs ja lieber Fußball spielen, aber dies wurde kategorisch von den Erziehern auf den Sonntag verlegt. Ein Teil der Jungen wendete etliche der 14 Kompostgruben, andere zogen mit Hacken auf die Felder. Aber ach, unsere Mädchen waren beim Arbeiten mal wieder schneller als die Jungbauern… Zusätzlich standen sie noch in der Küche und machten Popcorn und Hibiskussaft für die Nacht. Gegen Mittag kamen die Jungs bei Mama Tenga vorbei, anklagende Blicke, vorgezeigte Hände: „Guck mal Maman, lauter Schwielen und Blasen!“. Originalton Maman: „Na, da seht ihr mal wie eure Urgroßväter und Väter immer für ihre Familien gelitten haben, das kann euch nur gut tun!“ Immer ist diese Frau so erbarmungslos! Sie stieg auf ihr Fahrrad und organisierte schon längst wieder irgendwo was anderes, während wir noch Krokodilstränen weinten!

Gartenarbeit, alle helfen mit

Feldarbeit für alle

Eine traurige Unterbrechung in aller Festfreude gab es aber doch. Ein schwangeres Mädchen aus dem Haus ALMA wurde noch in der Nacht wegen Schmerzen in eine Klinik gebracht und hatte dann eine Fehlgeburt. Am Morgen fuhren Souley (der Direktor dieser Einrichtung) und einige Freunde kurz nach Ouagadougou, um dieses Kind zu begraben – für uns hier in Afrika ist es eine alltägliche Tat, ein kleines Grab zu graben. Sie waren bald wieder bei uns, das Mädchen blieb unter Obhut einer Erzieherin noch zwei Tage in der Klinik. Heute geht es der Fünfzehnjährigen gut.
Nun zurück zu unserem Fest: Mittags gab es Makkaroni mit Tomatensoße für alle, dann kam das Komitee der Spielleiter zum Zug: Im Schatten der Bäume wurde Dosenwerfen und Sackhüpfen geübt, um Tische geklettert, auf Tore geschossen und Kräfte gemessen.
Inzwischen kamen noch mindestens 100 Besucher die wir eingeladen hatten. Katrins große Überraschung für alle war trotz widrigster afrikanischer Umstände am Ende sehr gelungen: Kinder und Erwachsene saßen im Schatten unter großen Zelten, als zu Western – Klängen fünf afrikanische Krieger mit ihren kunstvoll aufgezäumten Pferden im gestreckten Galopp in die Arena ritten! Alle Kinder sprangen auf und klatschten vor Freude. Eine halbe Stunde lang zeigten diese Reiter ihre Kunst: Kopfstand im Galopp, stehend auf zwei Pferden reiten, rechts und links im rasenden Tempo ab- und aufspringen – es war aufregend!

Wilde Reiterspiele

Nicht nur Katrin konnte den Kindern und Gästen Überraschungen bereiten, nein, auch sie selbst durfte heute staunen. Alle ehemaligen AMPO-Kinder hatten für Geschenke zusammengelegt, die Mitarbeiter schenkten ihr eine neue Kora. Dies ist eine große afrikanische Harfe mit 23 Saiten, Katrins Lieblingsinstrument. Seit zwei Jahren nimmt sie Unterricht, nun hat sie ein nach ihrem Maß gefertigtes neues Instrument. Plötzlich gab es einen ungeheuerlichen Trommelwirbel. Amadou Kienou, ein auf der ganzen Welt berühmter burkinischer Trommler, spielte ein Sonderkonzert für unser AMPO – Fest!

Überraschung für Katrin

Zufällig war er kurz vorher aus Kanada gekommen und schenkte Katrin und den AMPO – Kindern fünf große professionelle Djembes. Damit eröffnet AMPO nun demnächst eine eigene Trommelgruppe! Auch die Gruppe „Black Marabou“, in Westafrika immer ganz vorne in den Charts zu finden, spielte und sang mit den Kindern. Nun war das offizielle Programm beendet. Während die Erwachsenen gemütlich zusammen saßen, eroberten die Kinder wieder die verschiedenen Spielstationen. Zwischendurch erfrischt von Kuchen und Bissap (ein süßes Hibiskusgetränk) spielten sie vergnügt, von Musik und Trommeln begleitet, bis in den Abend. Nach Dusche und Gebet standen 400 Kinder andächtig vor den zehn gegrillten Schafen. So was hatte AMPO noch nie gesehen! Zusammen mit Reis und Gemüsesoße bildeten sie die Grundlage für eine lange Nacht, denn was ist ein Geburtstag ohne Tanz? Die Tanzfläche war erleuchtet von Feuern und Lichterketten, die Kinder forderten jeden auf der vorbei kam, keiner konnte sich der Faszination dieser afrikanischen Nacht entziehen! Erst um zwei Uhr und dann, überredet, um vier Uhr, wollte der DJ nach Hause – es war nicht möglich. Alle bestanden darauf bis um fünf Uhr 45 zu tanzen! Die Erwachsenen schliefen schon lange auf ihren Matten.

Trommelwirbel

Jahrhundertfestspiele

Dancing queen

Schafe…gegrillt

Tanzen bis in den Morgen

Als es um sechs Uhr hell wurde, hatten die Kinder bereits den Festplatz gereinigt und ihr Frühstück reklamiert. Die Jungs waren dabei, ihre Stutzen hochzuziehen – jetzt wurde es ernst! Es begann das legendäre, lang erwartete Fußballspiel! Während die Chauffeure mit ihren drei Autos so langsam Küchengerätschaften, Kleinkinder, Nachtwächter, Rollstühle und Lichterketten zurück in die Stadt brachten, saßen immer noch bis mittags mindestens 200 Fußballfans am Spielfeld und trommelten begeistert.

Dank an alle! Dank an die Geber dieses Festes, Dank an die Erzieher, Chauffeure, Köchinnen, Reiter, Sänger, Tänzer und Freunde! Danke für den Segen von oben, der über unseren Waisenhäusern und Einrichtungen liegt.

Viele Liebe Grüße
Ihre
Katrin Rohde

müder Held :-)

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